Toleranz, Intoleranz & Liberalismus
Vor dem Hintergrund der Globalisierung und der damit in Zusammenhang stehenden zunehmenden ökonomischen und sozialen Ungleichheit sowie Migrations- und Fluchtbewegungen ist die aktive Auseinandersetzung mit kultureller, ethnischer und sozialer Diversität unerlässlich. Ein friedliches und verständnisvolles Zusammenleben setzt gegenseitigen Respekt voraus, doch Veränderungen der sozialen Gegebenheiten führen oft auch zu Verunsicherung und Angst in breiten Teilen der Bevölkerung. Dies wiederum bereitet den Boden für Vorurteile. Derartige Entwicklungen ernst zu nehmen und Gegenstrategien zu erarbeiten ist einer der Schwerpunkte im Aufgabenkatalog des Sir Peter Ustinov Instituts.
Ziel der Gastvorlesungen ist es, sich mit der Entstehung, der Wirkungsweise und den Folgen von Vorurteilen auseinanderzusetzen und dieses Wissen zu erweitern, um Vorurteile zu bekämpfen, Konflikten gegenzusteuern und zu einer von gegenseitigem Respekt getragenen gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen.
Ausgangspunkt der Vorlesung von Prof. Dr. Knight im Sommersemester 2019 war die Annahme, dass es zum Verständnis von Vorurteilen und Intoleranz unerlässlich ist, diese im sich wandelnden historischen Kontext von Toleranz und Liberalismus zu betrachten. Die einzelnen Lektionen skizzierten die unterschiedlichen Auffassungen von Intoleranz in der modernen europäischen Geschichte von der Reformation und Aufklärung bis zum aktuellen Brexit. Grundlagen der akademischen Veranstaltung waren die Ideen von John Locke, dem Philosophen und Aufklärer des 17. Jahrhunderts, John Miltons Areopagitica, Voltaire, Mary Wollstonecraft, J.S. Mill, Brian Barry, Susan Mendus sowie das Erbe des Nationalsozialismus. Abschließend wurden Beispiele von Intoleranz, wie sie in der Kampagne zum Brexit-Referendum sichtbar wurden, an Hand eines Textes der ermordeten Parlamentsabgeordneten Jo Cox diskutiert.
Er hoffe, so Prof. Dr. Knight, in seiner Lehrveranstaltung das Verständnis der Wurzeln von Intoleranz an Hand von Analysen historischer Erörterungen über die Natur von Toleranz zu vertiefen.